Die Netflix-Serie „Lupin“ hat die Normandie zu einem touristischen Hotspot gemacht. Garantiert keine Massen triffst Du bei meinen 50 Tipps. Sie sind allesamt insolite, wie die Franzosen sagen – ursprünglich, authentisch und wunderschön.
Bienvenue en Normandie !
30.150 Quadratkilometer ist die französische Region groß, und damit etwas größer als das Bundesland Brandenburg und etwas kleiner als NRW. Ihre fünf Départements stehen für Vielfalt. Seine-Maritime, Eure, Calvados, Orne und Manche besitzt jeweils ganz eigene faszinierende Landschaften, Städte und Dörfer.
Überschaubar ist das Land im Nordwesten Frankreichs. Im französischen Ranking landet die Normandie daher nur auf Platz neun der Regionen – ist sie doch nicht einmal halb so groß wie Okzitanien. Rund 3,4 Millionen Menschen leben dort – und dies vor allem in der Hauptstadt Rouen, im Seine-Tal sowie in den Hafenorten und Seebädern der Küste am Ärmelkanal.
Frankreichs höchste Klippen fallen im Norden der Normandie ins Meer. Südlich der Seine-Mündung mit dem modernen Welterbe Le Havre säumen hellgelbe, breite Sandstrände die Blumenküste. Sie enden an der Orne und setzt sich jenseits der Mündung mit der Perlmuttküste fort.
Sie war gleich zweimal Schauplatz der Weltgeschichte. An ihren breiten Stränden, über die heute die Strandsegler jagen, starteten die Alliierten am 6. Juni 1944 den längsten aller Tage: den D-Day. Die größte Landeoperation aller Zeiten besiegelte die deutsche Niederlage im Zweiten Weltkrieg und befreite Europa vom Nazi-Regime.
Aus dem Hinterland der Landungsküste stammte der Normannenherzog Wilhelm, der in der Schlacht von Hastings am 14. Oktober 1066 mit dem Sieg über Harold II. zum englischen König aufstieg. In Caen, Falaise und vielen anderen Orten dieses Landstrichs sind seine Spuren bis heute allgegenwärtig.
Landein ist die Normandie bis heute oftmals noch sehr ursprünglich und bäuerlich. Im Pays de Caux erstrecken sich die Flachsfelder bis an den Horizont und verwandeln das Kalkplateau im Mai in ein blaues Blütenmeer. Nach der Ernte feiern die Dörfer der Vallée du Dun alljährlich im Juli beim Festival du Lin ihre Leinen-Kultur.
Nicht Leinen, sondern der Handel mit exotischen Waren wie Elfenbein machte Dieppe reich. Aus Elefanten- und Nilpferdzähne, die die Kapitäne aus Dieppe von ihren Reisen mitbrachten, schufen örtliche Elfenbeinschnitzer wie Pierre André Graillon filigrane Skulpturen, Schmuck und Schiffsmodelle.
Hoch über der Küste erzählt das Schlossmuseum von jenen Zeiten, in denen der Elfenbeinhandel noch legal und sehr einträchtig war. 1824 eröffnet Marie Caroline, Herzogin von Berry und unerschrockene Schwimmerin, in Dieppe das „Zentrum für Warmbäder“ Frankreichs.
In einem kleinen Holzbau direkt am Strand standen einige Badewannen, und Bademeister aus England halfen den Kranken, ihr Meeresbad zu nehmen. Das Eintauchen ins Meer wurde damals besonders für Depressive, Asthmatiker und Schwindsüchtige empfohlen. Sogar gegen Tollwut sollte das Seewasser helfen. Bereits 1835 kurten 400 Gäste jede Saison in Dieppe.
Prachtvolle Seebäder wie Deauville, Trouville und Cabourg entstanden. Die Normandie wurde schick – und ein Vorort für Pariser. Mit der Eisenbahn kam auch ein Mann, der in der Normandie einen neuen Malstil schuf: Claude Monet.
Frühmorgens stellte er seine Staffelei am Hafen von Le Havre auf, hielt den Sonnenaufgang in gefühligen Farben fest – und begründete mit „Impression. Soleil lévant“ 1872 den Impressionismus. Seine neue Heimat fand er in Giverny in einer alten Apfelpresse.
Inspirationsquelle wurde sein Garten – heute ein Welterbe wie der Mont-Saint-Michel, dem legendären Klosterberg zur Normandie. Die Normandie ist ein faszinierendes Reiseland.
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