Mein Reisekochbuch Burgund

Bodenständige Küche, weltberühmte Weine und ein reiches Kulturerbe: In Burgund ließ und lässt es sich wie Gott in Frankreich leben.

Unter den Herzögen von Valois war die Region der mächtigste Gegner Frankreichs – und viel größer als heute. Möglich machte den Aufstieg Burgunds der Hundertjährige Krieg.

Während die englischen Könige versuchten, ihre Ansprüche auf den französischen Thron mit Waffengewalt durchzusetzen, und die französische Kapetinger-Dynastie tief in Kriegen verstrickt war, nutzten die Herzöge das Machtvakuum im Herzen Frankreichs und bauten ihren Einfluss geschickt aus.

Weltberühmtes Welterbe: das <em>Hôtel-Dieu</em> von Beaune. Foto: Hilke Maunder
Weltberühmtes Welterbe: das Hôtel-Dieu von Beaune. Foto: Hilke Maunder

Ein Großreich des Mittelalters

1363 wurde Philipp II. der Kühne (Philippe le Hardi, 1342–1404) Herzog von Burgund. Mit ihm begann der Aufstieg zu einem Reich, das sich innerhalb von 80 Jahren unter anderem Flandern, die Franche-Comté, das Charolais, Boulogne, Namur, Brabant, Limburg, Holland und Luxemburg einverleibte.

Unter Karl dem Kühnen kam noch Lothringen hinzu – als Bindeglied zwischen dem Norden und dem Süden. Nach Karls Tod stritten sich Habsburg und Frankreich um das burgundische Erbe. 1477 gliederte Ludwig XI. das Herzogtum dem Königreich Frankreich an. Burgund verlor seine Autonomie.

Vom 11. bis zum 14. Jahrhundert – vier Jahrhunderte lang – hat das Herzogtum Burgund Kultur und Küche, höfische Lebensart und Savoir-vivre geprägt. Ihr Erbe ist bis heute lebendig. Ungeheuer stark und einflussreich war Burgund im Mittelalter auch durch die katholische Kirche.

Was für Kirchen & Klöster!

Kunst in der Abtei von Cluny. Foto: Hilke Maunder
Kunst in der Abtei von Cluny. Foto: Hilke Maunder

Grandiose Kirchenbauten und Abteien entstanden. Im Jahr 910 gründete Wilhelm von Aquitanien Cluny. Innerhalb von 200 Jahren stieg die Abtei zum Zentrum eines Ordens mit 1200 Klöstern und 20 000 Mönchen in ganz Europa auf. Die anfangs bescheidene Klosterkirche wuchs in jenen Jahren zur Maior Ecclesia heran.

Im 11. Jahrhundert wollte Hugues de Semur (1049–1109) Gott zu Ehren etwas absolut Einmaliges schaffen. Cluny III. geriet zu einem Gotteshaus der Superlative, maßlos überdimensioniert. Der Bau sprengte alles Vorstellbare jener Zeit. 187 Meter war die Kirche einst lang – und damit 40 Meter länger als der Kölner Dom und größer als zwei Fußballfelder. Bis zum Bau des Petersdoms in Rom war die Abteikirche von Cluny das größte Gotteshaus der Christenheit.

Die »lasche Lebensweise« der Benediktiner missfiel Robert de Molesme. Er gründete im Jahr 1098 mit rund 20 anderen Mönchen das Mutterkloster der Zisterzienser, Cîteaux. Bis heute stellen dort die Mönche den berühmten gleichnamigen Klosterkäse her. 1118 folgte die Gründung des Zisterzienserklosters Fontenay durch Bernard de Clairvaux mitten im Wald.

Die Abteikirche von Vézelay. Foto: Hilke Maunder
Die Abteikirche von Vézelay. Foto: Hilke Maunder

Fontenay gehört heute zum Welterbe – wie auch die Abteikirche von Paray-le-Monial und die Basilika von Vézelay. Das helle, lichte Gotteshaus, das hoch auf einem Felsen über einem der schönsten Dörfer Frankreichs thront, galt im 12. Jahrhundert als Hüterin der Gebeine der heiligen Maria Magdalena. Die Kirche bescherte Burgund einzigartige Perlen romanischer Architektur, die Herzöge ihrem Reich eine Hauptstadt voller Dijonsenf.

Dijon: prachtvolle Kapitale

Die Herzogsgräber von Dijon. Foto: Hilke Maunder
Die Herzogsgräber von Dijon. Foto: Hilke Maunder

Ihr prächtiger Palast dient heute als Musée des Beaux-Arts. Innen birgt das Museum der schönen Künste neben Kunst vom alten Ägypten bis zur Gegenwart die Grabmäler der Valois-Herzöge.

Doch keines ist so opulent gestaltet wie der Sarkophag Philipps des Kühnen: Mit offenen Augen liegt der Herzog auf schwarzem Marmor. Engel halten seinen Helm. Darunter zieht ein Zug von Trauernden die Seiten des Sarkophags entlang – eine meisterhafte Steinarbeit von Claus Sluter.

Das Stadtschloss der Herzöge bekrönt die Tour Philippe le Bon, 316 Stufen führen hinauf. Aus 46 Meter Höhe öffnen sich Panoramablicke auf Dijon.

Im Häusergewirr des Stadtkerns leuchten bunt burgundische Dächer. Die glasierten Ziegel waren ein Zeichen des Reichtums: Nur Aristokraten und betuchte Kaufleute konnten sich einen solchen Dachschmuck leisten. Dijon war damals ein wichtiger Handelsort an der Gewürzstraße. Der berühmte Dijonsenf und das pain d’épices, das Lebkuchenbrot, erinnern daran.

Die Hauptstadt lag einst inmitten von Weinbergen – und soll nach dem Willen der Stadtväter wieder an diese Tradition anknüpfen.

Weltberühmte Weine

In den Kellern von <em>Bouchard Père & Fils</em>. Foto: Hilke Maunder
In den Kellern von Bouchard Père & Fils in Beaune. Foto: Hilke Maunder

Südlich davon erzeugen die Weingüter der Côte-d’Or einige der berühmtesten – und teuersten – Weine der Welt. Im Nordwesten von Burgund ist Chablis weltbekannt für seine trockenen Weißweine aus der Chardonnay-Traube.

Von den Wäldern des Morvan bis zu den fruchtbaren Äckern des Brionnais, zur Bresse und zum Charolais bereichern die vielen Landschaften Burgunds die Küche mit Schnecken und Schinken, Bresse-Geflügel und edlen Rindern, köstlichen Käsesorten, Fluss- fischen, Krebsen und anderen Köstlichkeiten. Goûtez la Bourgogne! Lassen Sie sich Burgund schmecken!

Leseprobe Burgund

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Hilke Maunder, BurgundHilke Maunder, Burgund*

Leben wie ein Gott in Frankreich – das lässt es sich in Burgund gut, zeigen mir meine Recherchereisen. Fast 5000 Kilometer weit reiste ich mit dem Fotografen Thomas Müller, mit dem ich bereits für Le Midi* erfolgreich zusammengearbeitet hatte, durch Burgund, guckte in die Töpfe der Sternelokale, Bistrots und Auberge, traf Produzenten, Markthändler und Einheinische, die mir viel über die echte cuisine de terroir Burgunds erzählten und ihre Rezepte verrieten.

Wer mag, kann meinen kulinarischen Führer mit 80 Rezepten, Portraits von Produzent:innen, Tipps für Food-Feste und andere köstliche Erlebnisse, Themenspecials und Hintergrund zum Schlemmerparadies Burgund hier* online bestellen.

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Rezensionen

Vivanty, Nr. 107, April 2023